SWSG hält MedMobil in Bewegung

Wohnungsunternehmen der Landeshauptstadt unterstützt Arztpraxis auf vier Rädern

Noch mit dem alten MedMobil sind Alexander Englmann (von links) und Andrea Günther vorgefahren und haben eine Spende für einen neuen Wagen von Samir Sidgi erhalten.
Noch mit dem alten MedMobil sind Alexander Englmann (von links) und Andrea Günther vorgefahren und haben eine Spende für einen neuen Wagen von Samir Sidgi erhalten.

Medizinische Versorgung ist in Deutschland eine Selbstverständlichkeit – eigentlich. Doch einigen Patienten fehlt der Versicherungsschutz. Andere stehen so weit außerhalb der Gesellschaft, dass sie kaum Zugang zu einem Arzt haben. In Stuttgart hilft diesen Menschen das MedMobil. Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) unterstützt das Projekt mit einer Spende in Höhe von 10.000 Euro.

Das Leben auf der Straße zehrt an den Menschen. Obdachlose schleppen Krankheiten mit sich, manche verlangen die ganze ärztliche Kunst: Doch wo kein Arzt, da keine Hilfe – es sei denn, das MedMobil biegt um die Ecke. Die fahrbare Arztpraxis steht Menschen offen, die keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Das Projekt ist eine Kooperation der Landeshauptstadt Stuttgart, Ärzte der Welt, der Ambulanten Hilfe, des Caritasverbands Stuttgart, der Evangelischen Gesellschaft, der Sozialberatung Stuttgart und des Sozialdienstes katholischer Frauen.

Seit sechs Jahren macht der Transporter in Stuttgart wöchentlich seine Runde. Er leistet Hilfe, ohne dass ein Patient eine Versichertenkarte vorzeigen muss. „Noch immer fehlt vielen Menschen der Versicherungsschutz", sagt Jakob Reineke, hauptamtlicher Sozialarbeiter beim MedMobil. Freiberufler in schwierigen Verhältnissen, Patienten mit Schulden bei der Krankenkasse, aber besonders Obdachlose: Menschen, die durch alle Maschen fallen, bekommen im MedMobil unbürokratische Hilfe. Reineke: „Selbst bei gültigem Versicherungsschutz ist die bürokratische Schwelle unseres Gesundheitssystems für manche Menschen zu hoch." Andere schämen sich ihrer Situation oder meiden nach schlechten Erfahrungen Ärzte, obwohl sie dringend Hilfe bräuchten.

"Kein Parallelsystem"

„Häufige Diagnosen sind Hautkrankheiten, Verletzungen, Krankheiten des Bewegungsapparats oder der Atemwege", sagt Reineke. Die 16 ehrenamtlichen Ärzte, die sich die Dienste teilen, geben Medikamente aus, die keiner Verschreibungspflicht unterliegen. „Wir wollen ja kein Parallelsystem etablieren", sagt Reineke. Bei schwereren Krankheiten werden die Patienten an niedergelassene Ärzte überwiesen. Das MedMobil hat ein Netzwerk mit 15 Praxen aufgebaut.

Die Arbeit mit den 2200 Patienten des MedMobils seit 2009 geht meist über die medizinische Hilfe hinaus. „Viele brauchen einfach einen Ansprechpartner", weiß Reineke. Immer wieder benötigen Patienten Helfer, die sie zum Arzt begleiten. Die neun assistierenden Freiwilligen haben für solche Aufgaben bei rund 1600 Konsultationen 2015 aber oft zu wenig Zeit. Sie unterstützen die Ärzte bei ihrer Arbeit. Eine Erleichterung für das Team sind die zwei Dolmetscher für Rumänisch. Auch wenn 61 Prozent der Behandelten einen deutschen Pass haben, können viele Patienten kein Deutsch – wo es oft bloß einen Tipp braucht, wohin sich Menschen auf der Straße wenden können. Der Techniker komplettiert das 28-köpfige Freiwilligen-Team. Er hatte letztens immer mehr Arbeit mit dem Wagen, der Transporter kommt in die Jahre.

"Wichtige Arbeit"

Deshalb hat die SWSG dem MedMobil 10.000 Euro für einen neuen Wagen gespendet. SWSG-Geschäftsführer Samir Sidgi würdigte die wichtige Arbeit für Menschen am Rande der Gesellschaft. „Medizinische Versorgung für alle müsste eine Selbstverständlichkeit sein", sagte Sidgi bei der Spendenübergabe, „Das MedMobil hilft, dass dieser Wunsch Wirklichkeit wird." MedMobil-Geschäftsführer Alexander Englmann dankte der SWSG. Das Herzstück des Projekts ist der Transporter, MedMobil setzt mit einem neuen und stets fahrtüchtigen Ambulanzwagen ein wichtiges Zeichen: Das Projekt sichert medizinische Hilfe auch für Menschen, die sonst nicht zum Arzt gehen können.

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