WG-Leben hält Pflegebedürftige fit

SWSG gründet in Zuffenhausen-Rot zwei unterschiedliche Pflege-Wohngemeinschaften

Selbstverwaltete Pflege-Wohngemeinschaften gelten als moderne Alternative zum Pflegeheim. Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) greift nun die Idee auf. In ihrem Neubauprojekt in Zuffenhausen-Rot bringt das Wohnungsunternehmen der Landeshauptstadt zwei selbstverwaltete Wohngemeinschaften unter, eine richtet sich an einen ganz speziellen Interessentenkreis.

Schritt für Schritt geht es mit den Neubauten in der Olnhauser und Auricher Straße in Zuffenhausen-Rot voran. Im Verlauf des Oktobers und November sollen die 90 Neubauwohnungen mit rund 6600 Quadratmeter Wohnfläche plus Kindertagesstätte fertig sein. Mit dem Termin ist die Gründung von zwei selbstorganisierten Pflege-Wohngemeinschaften verbunden. Die SWSG stellt ab Herbst für zwei Gruppen mit insgesamt 16 Menschen zwei rund 230 Quadratmeter große Wohnungen bereit. Die beiden Einheiten sind speziell für Wohngemeinschaften konzipiert. Erste Interessenten haben sich gemeldet, noch aber sind für diese innovative Wohn- und Pflegeform Plätze frei.

Bei einer ersten Informationsveranstaltung haben die SWSG und der Malteser Hilfsdienst am Montag rund 50 Interessierte vorwiegend im Seniorenalter im Bürgerhaus in Stuttgart-Rot begrüßt. Die meisten Fragen drehten sich um die Organisation und die Gründung der Wohngemeinschaften, etwa, welche Rolle die Alltagsbegleiter übernehmen.

Alltagsbegleiter spielen eine wichtige Rolle

Sie organisieren in beiden Wohngemeinschaften den Tagesablauf und integrieren die Bewohner je nach Fähigkeiten in das Alltagsgeschehen. So entscheiden die Bewohner gemeinsam über das Essen. Soweit sie können, helfen sie bei den Alltagsaufgaben mit und halten sich so fit. Dass dies gelingt, ist Aufgabe der Alltagsbetreuer. Gleichzeitig bietet das WG-Leben genügend Raum für Individualität. Die Bewohner stehen auf, wenn sie ausgeschlafen haben oder gehen ins Bett, wenn sie müde sind – nicht wenn der Pflegeplan das vorschreibt.

Dank der Organisationsform bestimmt die Wohngemeinschaft auch selbst über einen Pflegedienst, der sich um die Bewohner kümmert. Für alle Entscheidungen sind also die Bewohner oder, wenn diese nicht mehr können, die Angehörigen zuständig. Sie bilden eine Auftraggeber-Gemeinschaft. Die Angehörigen sind in den WG-Alltag fest eingebunden, sie helfen mit und erfahren selbst Hilfe durch die Wohngemeinschaft. Unterstützung für die WG-Gründung kommt von der SWSG und dem Malteser Hilfsdienst.

Hilfe für türkisch stämmige Menschen

Gleichzeitig übernimmt die SWSG in Rot eine Pionierrolle: Zu ihrem Konzept gehört eine WG speziell für türkisch stämmige Menschen. In der türkischen Kultur ist es eher unüblich, pflegebedürftige Familienangehörige in Einrichtungen zu geben. Kinder, besonders die Töchter und Schwiegertöchter, pflegen die Eltern zu Hause. Das gelingt aber immer seltener, auch in türkischen Familien sind die Frauen häufig berufstätig. Dank der Senioren-WG, bei der die Mithilfe der Angehörigen Teil des Konzepts ist, können Kinder ihre tief empfundene Pflicht zur Hilfe gegenüber pflegebedürftigen Eltern erfüllen, ohne durch den Spagat zwischen Beruf und den Pflegeaufgaben zu Hause überfordert zu sein.

Für die Vermittlung des Konzepts in der türkischen Gemeinschaft setzt die SWSG auf die Hilfe von Aysel Özdemir. Die 42-jährige interkulturelle Beraterin mit türkischen Vorfahren hat sich zur Aufgabe gemacht, türkischstämmigen Stuttgarterinnen und Stuttgartern die Vorzüge der Pflege-WG zu erklären. Aysel Özdemir stellt das Konzept am Freitag, 24. Juli, ab 17 Uhr in Feuerbach vor. Sie spricht in der Yeni Camii Moschee, Mauserstraße 19. Vertreter der SWSG und der Stadt Stuttgart beantworten die Fragen der Interessierten.

Weitere Infos

Wer sich für das Angebot der selbstverwalteten Pflege-WG interessiert, meldet sich bei Simone Hasenack vom Sozialmanagement der SWSG (Telefon 0711 9320222, simone.hasenack@swsg.de).

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