Altstadtoase mit facettenreichen Fassaden

Mit ihren Restaurierungsprojekten trägt die SWSG zur Aufwertung des Bohnenviertels bei

Facettenschliff schafft reizvolle Durchblicke.

Seit rund 500 Jahren ist das Bohnenviertel ein spezielles Kleinod, das heute Wohnen und Gewerbe auf unkonventionelle Weise verbindet. Durch Restaurierung erhält die SWSG eines der letzten Stücke der Stuttgarter Altstadt.

Beschauliche Gässchen, besondere architektonische Strukturen, viel Grün und schillernde Persönlichkeiten: Die Jugendstil-, Historismus- und Fachwerkgebäude des Bohnenviertels beheimaten eine Mischung aus Handwerkern, Gastronomen, Künstlern, Händlern und Anwohnern. Von alteingesessenen Weinstuben bis zum Puppendoktor strotzt das Viertel vor Heterogenität – so nah und doch so fern von Kommerz und Massenkonsum. Das kleingewerbliche Quartier zwischen Charlotten- und Leonhardsplatz liegt zwar zentral in der Großstadt, unweit vom Rotlichtmilieu. Trotzdem bleibt der Ort abgeschirmt vom hektischen Trubel. „Wer hier einmal wohnt, will sicher nicht mehr weg", sagt Christian End, SWSG-Leiter Kundencenter Obertürkheim und Gewerbemanagement. Diese Ansicht teilen SWSG-Objektbetreuer Steffen Dille und Kundenbetreuerin Stefanie Meusel: Im Büro in der Rosenstraße 27 sind sie Ansprechpartner vor Ort für die Mieter der 241 Wohnungen und 34 Gewerbeeinheiten.

Denkmalschutz hat Priorität

Damit das ursprüngliche Gesicht des Bohnenviertels erhalten bleibt, investiert die SWSG in die Restauration und Instandhaltung ihrer Bestände – „alles in enger Zusammenarbeit mit dem Amtfür Denkmalschutz", berichtet End.Denn allein 25 der 34 Gebäude geltenals Baudenkmäler, manche sind über 150 Jahre alt. Das Objekt in der Jakobstraße 6 stammt sogar aus dem Jahr 1753. 2015 wurden die Gebäude 27 bis 39 in der Rosenstraße aufwendig restauriert, dieses Jahr war unter anderem die Weberstraße an der Reihe. Für 2017 stehen die Häuser 41, 42, 44 und 104 der Olgastraße auf der Agenda. „Wir modernisieren meist ganze Straßenzüge in einem Rutsch, dann sind die Häuser erst mal zehn bis 15 Jahre versorgt."

Für die SWSG beginnt die Zusammenarbeit mit anerkannten Gutachtern, die eine Befundung des Objekts vornehmen. Darauf basierend wird ein Restaurationsplan mit detaillierter Skizze erstellt. „Wie Material und Farbkonzepte auszusehen haben, wird genau geprüft: Die Gutachter kratzen die Farbschichten der Fensterrahmen oder Wände ab – sodass der Originalton da runter in Erscheinung tritt", erklärt End.

Dächer, Fassaden, Fenster, Klappläden, Außengitter sowie Treppenhäuser müssen originalgetreu restauriert werden.Für die Koordination ist die Bau- und Technikabteilung der SWSG zuständig. Von der Befundung bis zum fertigen Ergebnis können bis zu neun Monate vergehen. „Zumal wir es nicht mit Massenabfertigung zu tun haben: Kein Maß passt aufs andere; das Material wird handwerklich angefertigt", sagt End.

500 Jahre Handwerksgeschichte

Das Handwerkliche steckt nicht nur in der Bausubstanz des Bohnenviertels, das im 15. Jahrhundert als erstes Wohnquartier außerhalb der Stadtmauer entstand. „Ursprünglich lebten hier Handwerker und Weinbauern. Auch heute hat sich das Viertel den charmanten Handwerkscharakter bewahrt", sagt Steffen Dille. Haus 57 in der Weberstraße hat schon immer Werkstätten beherbergt; seit 2003 sitzt dort die Schreinerei Zwinz. Schräg gegenüber strahlen einem beleuchtete Kunstwerke entgegen: Die Galerie der Firma Zwinz dient nicht nur Ausstellungszwecken; hier dürfen Gäste der Pizzeria La Bruschetta von nebenan inmitten der Kunstmöbel speisen. „Die nette Geste zeugt vom gegenseitigen Vertrauen unter den Nachbarn", schwärmt Dille.

An der Rosenstraße 33 vorbei führt der Weg in einen begrünten Innenhof, den sich die SWSG mit dem Bau- und Heimstättenverein Stuttgart teilt. „Gemeinsam gestalten wir Struktur und Lebensqualität, von der Einrichtung der Müll- und Fahrradplätze bis zur Aufwertung der Kinderspielgeräte", sagt End. In der Rosenstraße 37 zieren große, alte Holztüren das Treppenhaus; die Ursprungslackierung wurde wiederhergestellt. Selbst der Bodenbelag und die Glasscheiben mit ihren feinen Gravuren sind authentisch.

Rücksichtsvolles Restaurieren

2017 sind die an den Innenhof grenzenden Häuser der Olgastraße dran: Für die Baugerüste an Nummer 42 und 44 müssen Gehwege gesperrt werden. „Damit die Außengastronomie nicht gestört wird, sollen beide Gebäude zum Sommer fertig sein", weiß End. Auch im Treppenhaus der Nummer 42 erblickt man Originelles: die Strukturtapete, klein gemusterte Fliesen sowie Deckenornamente und -malereien. Im Erdgeschoss herrscht fröhliches Gequietsche: Einst waren die Kita-Räume eine Wohnung; nun flitzen Kinder in den Hof hinaus. Dank der geschlossenen Randbebauung wirkt dieser ruhig und idyllisch – wie der Rest des Bohnenviertels. „Von den Gebäuden her ist es eines der schönsten SWSG-Quartiere", sagt End

Diesen und noch viele weitere Beiträge finden Sie in der neuen Ausgabe der SWSG-Mieterzeitung zuHause in Stuttgart.

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