Spende fördert geschützten Raum von „Vielseits“

SWSG unterstützt Obertürkheimer Einrichtung für traumatisierte Frauen mit 10.000 Euro

SWSG-Geschäfts-führer Helmuth Caesar überreichte einen Scheck über 10.000 Euro an „Vielseits“-Geschäftsführerin Gaby Breitenbach.

Kaum vorstellbar, welchen Leidensweg traumatisierte Frauen hinter sich haben, bis sie am Hauseingang von „Vielseits" in der Obertürkheimer Asangstraße stehen. Die Einrichtung hilft Frauen nach schlimmsten Gewalterlebnissen beim Weg in die Normalität. Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) unterstützt die Einrichtung mit einer Spende über 10.000 Euro.

Auf dem Schild am Gartentor prangt ein stilisierter Fetzenfisch – ein Meeresbewohner, der mit den Seepferdchen verwandt ist. Seine Auswüchse tarnen ihn zwischen Meerespflanzen, im freien Wasser sieht er ziemlich zerrupft aus – so wie die Seele der Frauen, die in der Asangstraße ein- und ausgehen. Patientinnen mit schwersten Trauma-Erfahrungen haben im Einfamilienhaus mit Hanggarten ein Refugium, in das sie sich werktags und an Feiertagen zurückziehen. „Vielseits", eine gemeinnützige GmbH, bietet in der deutschlandweit wahrscheinlich einmaligen Einrichtung Personal, das mit den rund acht Patientinnen im Alter von etwa 20 und 50 Jahren umgehen kann. Drei Therapie-Profis unterstützen die drei Mitarbeiter vor Ort und schaffen einen heilsamen Rahmen, den viele Patientinnen in ihrem Leben noch nie erlebt haben.

Schlimmste Verletzungen

Wer zu „Vielseits" kommt, hat oft eine schreckliche Geschichte hinter sich. Geschäftsführerin Gaby Breitenbach erzählt von schlimmsten Verletzungen, denen ihre Patientinnen während ihres Lebens ausgesetzt waren. „Oft erlebten die Frauen verhängnisvolle Abhängigkeiten von ihren Peinigern, die ihnen oftmals nahestehen oder gar aus dem familiären Umfeld stammen ", sagt Breitenbach. Kindesmissbrauch, Vergewaltigungen, rituelle Gewalt und schlimmste Demütigungen, etwa durch Zwangsprostitution, waren für die Patientinnen so traumatisch, dass sie ihre eigene Identität aufspalten, um so wenigstens einen Teil ihrer selbst vor dem Zugriff der Seelenfolterer zu schützen.

Reize, Gerüche, Geräusche oder bestimmte Situationen, scheinbar banale Aspekte täglichen Lebens, können zum Auftauchen anderer innerer Persönlichkeiten führen, was für Außenstehende dann zu unerklärlichen Handlungsweisen führen kann. „Depressionen, selbstschädigendes Verhalten, vielfältige Ängste, Schamgefühle bis hin zur Selbstmordgefahr gehören zu den Symptomen der Frauen hier", sagt Breitenbach. Trotzdem ist das „Vielseits"-Haus kein trauriger Ort. Hier finden die Patientinnen Halt, setzen sich unter professioneller Anleitung mit ihrer Situation auseinander und suchen sich in der hellen und freundlichen Atmosphäre einen Weg hinaus aus dem traumatischen Dunkel.

Struktur hilft

Struktur ist eines der Stichwörter für „Vielseits". Die Frauen können sich im Garten zurückziehen, finden bei Handarbeiten oder Kreativangeboten Ruhe und tasten sich so langsam in den Alltag vor. Das Haus bietet dazu einen geschützten Rahmen – Schutz ist ein weiteres Stichwort für „Vielseits". Handys und andere Aufzeichnungsgeräte sind auf dem Gelände tabu, um den sicheren Raum von „Vielseits" zu erhalten. Oft schweben die Frauen in der Gefahr, erneut Opfer von Übergriffen zu werden – nicht aber in der Einrichtung. „Unsere Adresse, Asangstraße 112, ist zwar bekannt, aber hier ist alles videoüberwacht", sagt Breitenbach: „Das ist ein deutliches Zeichen an die Täter, die nur im Verborgenen agieren."

SWSG-Geschäftsführer Helmuth Caesar zeigte sich tief beeindruckt von der Aufgabe, die „Vielseits" übernommen hat. „Das ist eine sehr segensreiche Einrichtung und Sie füllen mit Ihrem Angebot offenbar eine große Lücke der Sozialversorgung", sagte er bei der Spendenübergabe. Die SWSG unterstützt die Einrichtung daher mit 10.000 Euro. Helmuth Caesar: „Einrichtungen wie ‚Vielseits‘ verdienen unsere Unterstützung".

 

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