SWSG kauft Weißenhofsiedlung

Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übergibt Bauhaus-Ensemble zum Jahreswechsel an städtisches Wohnungsunternehmen

Am Weißenhof
Am Weißenhof

Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) kauft die Weißenhofsiedlung und die Beamtensiedlung von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Dies hat der Aufsichtsrat des städtischen Wohnungsunternehmens nun gebilligt. Schon im Jahr 2004 hatten die Stadt Stuttgart und der Bund vereinbart, in Verhandlungen einzutreten, um eine der historischen und aktuellen Bedeutung der Weißenhofsiedlung angemessene Lösung zu finden. 37 Gebäude mit 87 Wohnungen gehen zum 1. Januar 2019 in städtische Hand. Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart.

Michael Föll, Erster Bürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart und SWSG-Aufsichtsratsvorsitzender, dankte der SWSG für ihre Verhandlungsführung: „Wir haben ein gutes Ergebnis nach sehr langwierigen Verhandlungen erzielt." Föll bezeichnete die Übernahme der Weißenhofsiedlung durch die SWSG als richtige Entscheidung: „Die SWSG ist das Kompetenzzentrum der Landeshauptstadt für Wohnen und wird mit dieser herausragenden Wohnsiedlung der 1920er Jahre selbstverständlich verantwortungsbewusst umgehen."

Für Samir Sidgi, Vorsitzender der SWSG-Geschäftsführung, ist klar: „Die SWSG kauft die Weißenhofsiedlung, um das bauhistorisch wertvolle Ensemble in seiner Gesamtheit zu bewahren." Der Erhalt dieser Architektur passe zum Selbstverständnis der SWSG, die für bauliche Quartiersentwicklung, Stadtreparatur und eben auch für Denkmalschutz stehe. Sidgi: „Selbstverständlich gehören für die SWSG dazu auch die bisherigen Mietverhältnisse; auch hier sind keinerlei Änderungen vorgesehen."

Die Weißenhofsiedlung wurde 1927 unter der Leitung von Mies van der Rohe als Werkbund-Ausstellung in Stuttgart errichtet. Das Ensemble zählt zu den bedeutendsten architektonischen Zeugnissen der Moderne und präsentiert Gebäudeformen, die noch heute Musterwirkung haben. Die Häuser Le Corbusiers (Bruckmannweg 2 und das Doppelhaus Rathenaustraße 1 und 3 – bereits als „Weissenhofmuseum" in städtischem Eigentum) gehören seit 2016 zum
Unesco-Weltkulturerbe.

Das Deutsche Reich kaufte die ehemals städtische Siedlung 1937, um sie abzureißen. Nationalsozialisten bezeichneten die Siedlung wegen ihrer Dachterrassen als „Araberdorf", ließen aber von einem Abriss ab. Durch Kriegsschäden und Abrisse gingen zehn Gebäude verloren. Eine Generalsanierung in den 80er Jahren sicherte den Bestand. Mit dem Bau der angrenzenden „Beamtensiedlung" im Straßendreieck Bruckmannweg, Friedrich-Ebert-Straße und Am Weißenhof wurde ebenfalls 1927 begonnen. Die Gebäude stehen in engem gestalterischem Zusammenhang zum berühmten Nachbar-Ensemble und ebenso wie dieses unter Denkmalschutz.

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