Bauen für die Zukunft

Ressourcenschonung, Klimawandel, Nachhaltigkeit: Die Ansprüche an Wohnbauten wachsen stetig. Gefordert wird eine zukunftsorientierte Bauweise, die Umwelt und Ressourcen schont. Gleichzeitig sollen Gebäude stets kostengünstig errichtet und betrieben werden, um auch den sozialen Aspekt – die Bezahlbarkeit des Wohnens – sicherzustellen. Die SWSG weist dieser Herausforderung eine besondere Bedeutung zu und legt den Fokus dabei auf die Vereinbarkeit von ökologischen und sozialen Anforderungen, ohne die wirtschaftlichen Aspekte aus den Augen zu verlieren.

Ihre Neubau- und Modernisierungsvorhaben realisiert die SWSG grundsätzlich so, dass diese im Einklang mit den übergeordneten Klimazielen stehen. „Im Neubau setzen wir daher bereits seit einigen Jahren auf den energie- und kosteneffizienten KfW-Effizienzhaus-55-Standard“, berichtet Ingo Haußmann, Leiter der Abteilung Baumanagement Neubau. Mit diesem Energiestandard werden die primärenergetischen Anforderungen des Referenzgebäudes der Energieeinsparverordnung um 45 Prozent unterboten. Die Erfolge dieser Strategie spiegeln sich in der energetischen Analyse des SWSG-Gebäudeportfolios wider:

Zwischen 2010 und 2019 konnte der durchschnittliche spezifische witterungsbereinigte CO2,äq-Emissionswert des Gesamtbestands allein durch den Neubau um 8,2 Prozent reduziert werden.  

Ambitioniertere Standards, wie beispielsweise der KfW-Effizienzhaus-40-Standard, bieten eine vergleichsweise geringe zusätzliche Energieeinsparung, die wiederum mit deutlichen Mehrkosten verbunden ist. „Im Sinne unserer Mieterinnen und Mieter setzen wir daher vermehrt auf Maßnahmen mit möglichst geringen CO2-Vermeidungskosten“, so Haußmann.

Entscheidend für ein nachhaltiges Gebäudeportfolio und die Erreichung der Klimaziele  ist – neben der konsequenten Neubaustrategie – die schnelle und deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes im Bestand. Bei den bisher nicht wesentlich modernisierten Altbauten setzt die SWSG daher ebenfalls auf energie- und kosteneffiziente Energiestandards: „Sofern es technisch und wirtschaftlich vertretbar ist, streben wir bei (energetischen) Modernisierungen den KfW-Effizienzhaus-100-Standard an“, erläutert Frank Riethmüller, der die Abteilung Baumanagement Bestand leitet. „In erster Linie gilt es dabei, den Energieverlust über die Gebäudehülle durch entsprechende Dämmungen zu reduzieren und Energie aus regenerativen Quellen zu beziehen.“ Auf diese Weise erreichen insbesondere unbewohnte Modernisierungen häufig das gesetzlich vorgeschriebene Neubauniveau.

Zusätzlich zu ihrem klimaschonenden Neubau- und Modernisierungsprogramm investiert die SWSG auch in den Ausbau und die Nutzung von Photovoltaikanlagen. 2019 wurden die ersten Anlagen in Betrieb genommen, wie beispielsweise im neuen Olga-Areal im Stuttgarter Westen: Gemeinsam mit den Stadtwerken Stuttgart wurde hier ein erstes Mieterstrom-Pilotprojekt umgesetzt, das es den Bewohner*innen ermöglicht, Strom vom eigenen Dach zu beziehen.

Seit 2020 lässt die SWSG zudem alle Neubau- und Sanierungsobjekte auf ihre Eignung für PV-Anlagen durch die Stadtwerke Stuttgart prüfen. In 80 bis 90 Prozent der Fälle ist eine Umsetzung möglich – in der Klagenfurter Straße in Feuerbach und im Neubau in der Kaindlstraße in Vaihingen wurden die Anlagen beispielsweise bereits in Betrieb genommen. Insgesamt wurden bisher 15 PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 337,5 kWp installiert. In Planung bzw. Prüfung befinden sich aktuell zehn weitere Anlagen mit in Summe über 400 kWp – hierunter auch die Neubauge-biete am Stöckachplatz in Stuttgart-Ost oder in der Keltersiedlung in Zuffenhausen. Ab dem Jahr 2021 ist ein massiver Ausbau der PV-An-lagen auf den technisch geeigneten Bestandsdächern der SWSG geplant. Als vorbereitende Maßnahme hierfür wurde eine PV-Potenzialanalyse für alle Dächer der SWSG-Gebäude durchgeführt. Nach und nach sollen die SWSG-Mieter*innen so mit günstigem und ökologisch erzeugtem Strom versorgt werden.

"Im Sinne unserer Mieterinnen und Mieter setzen wir vermehrt auf Maßnahmen mit möglichst geringen CO2-Vermeidungskosten.“

Ingo Haußmann, Leiter Baumanagement Neubau
Nachhaltiger Holzmodulbau im Prießnitzweg.
Nachhaltiger Holzmodulbau im Prießnitzweg.
Attraktiv und nachhaltig

Mit seiner innovativen und modularen Bauweise zeichnet sich der für das Klinikum Stuttgart geplante Neubau im Prießnitzweg in mehrfacher Hinsicht als Leuchtturmprojekt aus. In den kommenden Jahren entstehen am Standort Bad Cannstatt insgesamt 329 Personalwohnungen in sechs Gebäuden in nachhaltiger Holzbauweise. Die vier- und fünfgeschossigen Holzmodulhäuser werden durch die Energieeffizienzklasse 40 Plus im Jahresmittel einen Energieüberschuss aus regenerativen Quellen erzeugen. Geplant ist eine effiziente Energieerzeugung auf Basis von Sole-Wasser-Wärmepumpen, Photovoltaikmodulen und Solar-Hybridkollektoren. Zudem ist ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung zur Optimierung des Heizbedarfs vorgesehen. Eine gute Belichtung, großzügig gestaltete Grün- und Gemeinschaftsflächen sowie kühlende Frischluftschneisen zwischen den Gebäuden sollen zudem die Aufenthaltsqualität erhöhen.

Und auch die serielle Bauweise bringt Vorteile mit sich: Da die vorgefertigten Module just in time auf die Baustelle transportiert und vor Ort zusammengebaut werden, geht die Bauphase zügiger voran und der neue Wohnraum ist in kurzer Zeit bezugsfertig. Die vorbereitenden Baumaßnahmen im Prießnitzweg beginnen im August 2021. Im ersten Bauabschnitt werden ab Dezember die Module für insgesamt 157 Personalwohnungen gesetzt – bereits im Juni 2022 sollen dann die ersten Mieter*innen einziehen. Anschließend geht es mit dem zweiten Bauabschnitt weiter: hier sollen bis Ende 2023 weitere 172 Einheiten fertiggestellt werden. So entsteht auf schnelle und effiziente Weise dringend benötigter Wohnraum – der darüber hinaus auch Vorbildcharakter weit über die Stuttgarter Stadtgrenze hinaus haben wird.

Neubaugleich modernisieren

Auch in der Breitscheidstraße im Stuttgarter Westen entstehen neue Personalwohnungen für das Klinikum Stuttgart. Die beiden baulich miteinander verbundenen Gebäude aus den Jahren 1957 und 1968 werden jedoch nicht abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, sondern in unbewohntem Zustand energetisch und neubaugleich modernisiert. Der kompakte Baukörper und ein direkter Fernwärmeanschluss ermöglichen dabei, die Vorgaben des KfW-Effizienzhaus-55-Standards zu erreichen. Eine thermische Solaranlage auf dem Dach trägt zusätzlich zur Verbesserung der Energieeffizienz des Gebäudes bei.

Modern und neubauglich: Die Breitscheidstraße.
Modern und neubauglich: Die Breitscheidstraße.

Aus der klassischen Wohnheimstruktur mit innenliegenden Fluren und Gemeinschaftsküchen, -bädern und -WCs entstehen 52 moderne Appartements mit eigenen Bädern und Küchenzeilen. Die Seminar- und Schulungsbereiche im Erdgeschoss werden in zwei Wohngruppen mit jeweils fünf Zimmern umgewandelt, hier stehen den Bewohner*innen eigene Bäder und eine gemeinschaftliche Küche zur Verfügung. Die ursprüngliche Wohnung im Dachgeschoss des Gebäudes wird in drei weitere Appartements umgebaut, sodass insgesamt neuer Wohnraum für 66 Bewohner*innen entsteht.

Durch den Rückbau der Archivräume im ersten Untergeschoss werden zudem Abstellräume für die Mieter*innen geschaffen. Der Hofbereich wird ebenfalls erneuert – hier sind unter anderem überdachte Fahrradstellplätze und Außenstellplätze für PKW vorgesehen. Die Modernisierungsmaßnahmen beginnen im Juni 2021, die Fertigstellung ist für September 2022 geplant.

Klein, aber fein

In der Güglinger Straße in Stuttgart-Zuffenhausen realisiert die SWSG sieben Mietwohnungen mit einer Wohnfläche von insgesamt rund 640 Quadratmetern. Das Besondere an dem Projekt: Der Neubau erfolgt in Holzsystembauweise und unterliegt darüber hinaus auch den Vorgaben des KfW-Effizienzhaus-40-Standards. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Gebäudes ist ebenfalls vorgesehen. Der Baubeginn soll noch im November 2021 erfolgen, fertiggestellt wird das Projekt gut ein Jahr später.

Neubaugleich umgenutzt
In der Schickhardtstraße wird aus Büroräumen Wohnraum geschaffen.
In der Schickhardtstraße wird aus Büroräumen Wohnraum geschaffen.

Die Schickhardtstraße im Stuttgarter Süden hat bereits einige Nutzungen durchlebt: Aus dem ehemaligen Gesundheitsamt der Stadt Stuttgart wurde mittels kleinerer Umbaumaßnahmen zunächst eine Interimsunterkunft für Flüchtlinge. 2018 hat die SWSG das Ensemble aus zwei Gebäuden und einem Verbindungsbau schließlich erworben und ein neues Nutzungskonzept entwickelt. Seit Ende 2020 wird das Objekt im unbewohnten Zustand erneut umgebaut; die ehemaligen Büros und Zimmer werden in modernen Wohnraum umgewandelt. Im Rahmen der Modernisierung entstehen mittels umfassender Grundrissänderungen und einer Dachaufstockung insgesamt 29 geförderte Mietwohnungen auf rund 1.850 Quadratmetern Wohnfläche – darunter Fünf- und Sechs-Zimmer-Wohnungen für Familien sowie kleinere Wohnungen für Singles, Paare und Senior*innen. Das Gebäude erfüllt künftig die Vorgaben des KfW-Effizienzhaus-100-Standards, Einzelmaßnahmen wie die Wärmedämmung und die Fenster werden im Rahmen des Energiesparprogramms der Stadt Stuttgart gefördert. Die Fertigstellung des Projekts ist für 2022 geplant.

Update „Nachhaltiger SWSG-Baustandard“

Um einen direkten Beitrag zum nachhaltigen und ressourcenschonenden Bauen zu leisten, nimmt die SWSG einzelne Konstruktionsbereiche von Gebäuden genauer unter die Lupe. So wurden der Rohbau als Massivbau, die Fassade als Wärmedämmverbundsystem sowie der Innenausbau und dabei insbesondere die Wand- und Bodenbeläge untersucht. Die einzelnen Bauprodukte wurden über den gesamten Lebenszyklus hinweg einer wissenschaftlichen Betrachtung unterzogen und ganzheitlich ökologisch bewertet. Ziel ist es, in allen Bereichen nachhaltigere Produkte als Standard festzulegen. Die Baubeschreibung wird dabei zyklisch auf den Prüfstand gestellt und fortgeschrieben.