Nachhaltiges Bauen und Wohnen
Die ökologischen Ansprüche an die Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit von (Wohn-) Gebäuden wachsen stetig: Die Bedürfnisse der Menschen, die Gegebenheiten von Natur und Umwelt, die (begrenzte) Verfügbarkeit von Ressourcen sowie wirtschaftliche Grenzen bilden dabei ein sensibles Spannungsfeld, in dessen Rahmen es sich zu bewegen gilt, um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein.
Als nachhaltig ausgerichtetes Unternehmen legt die SWSG seit jeher großen Wert auf die Vereinbarkeit von ökologischen und sozialen Anforderungen, ohne dabei die wirtschaftlichen Gesichtspunkte aus den Augen zu verlieren. So werden einerseits Umweltaspekte ganzheitlich durchdacht und berücksichtigt, andererseits rückt die SWSG – entsprechend ihres sozialen Auftrags – insbesondere die Bezahlbarkeit des Wohnens stets in den Mittelpunk ihrer Bemühungen. Grundlegendes Ziel des Unternehmens ist es, heute und in Zukunft preis- und lebenswerten Wohnraum für alle Menschen in der Landeshauptstadt anbieten zu können.
Bereits bei der Planung und Konzeption ihrer (Neu-)Bauvorhaben setzt die SWSG daher auf eine nachhaltige und ressourcenschonende Bauweise. So erfüllen Neubauprojekte beispiels-weise grundsätzlich die Vorgaben des KfW-Effizienzhaus 55 Standards – eine Vorgehensweise, von der Mieter*innen und Unternehmen gleichermaßen profitieren.
Darüber hinaus wird bei der Projektentwicklung auf eine effiziente Planung geachtet, um in Bezug auf den Flächenverbrauch und die Berücksichtigung heutiger und künftiger Wohnbedarfe optimale Ergebnisse zu erzielen. Indem die Langlebigkeit einzelner Lösungen bereits in den Planungsstandards als wichtiges Kriterium berücksichtigt wird, können künftige Umbau- sowie Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten möglichst gering gehalten werden und somit Kosten und Ressourcen einsparen.
Bei der Vergabe der Bauleistungen setzt die SWSG – wo immer möglich – primär auf regionale Firmen und Handwerker*innen. Die kommunale und lokale Zusammenarbeit reduziert einerseits lange Anfahrtswege und dadurch auch CO2-Emissionen, andererseits leistet das Unternehmen dadurch auch einen Beitrag zur Unterstützung der regionalen Wirtschaft und insbesondere kleinerer Firmen und Betriebe.
Nutzung anerkannter Quellen
Die Grunddaten der einzelnen Bauteile stammen aus verschiedenen, unabhängigen Quellen, wie der Datenbank des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau & Reaktorsicherheit „ÖKOBAUDAT“. Darüber hinaus wurden Angaben aus geprüften Umweltproduktdeklarationen (EPD) und der Europäischen Initiative der EPDHalter (ECO) verwendet.
Nachhaltiger SWSG-Baustandard
Bestehendes immer wieder zu hinterfragen und – sofern möglich und notwendig – zu optimieren, ist ein Prozess, der die Grundhaltung der SWSG kennzeichnet. „Verstehen. Verbessern.“ lautet folglich auch das Credo des Unternehmens. Vor diesem Hintergrund setzt sich die SWSG bereits seit einigen Jahren mit der nachhaltigen Weiterentwicklung und Optimierung ihrer Baustandards auseinander. Um Optimierungspotenziale und Weiterentwicklungsmöglichkeiten im Bereich der wesentlichen Konstruktionsbereiche von Gebäuden aufzuzeigen, wurde in den vergangenen Jahren ein umfassendes Projekt zum SWSG-Baustandard auf den Weg gebracht. Im Fokus der wissenschaftlichen Betrachtung lagen der Rohbau als Massivbau, die Fassade als Wärmedämmverbundsystem sowie verschiedene Wand- und Bodenbeläge im Innenausbau der Wohnungen und unterschiedliche Wandaufbauten der Innen- und Außenwände.
Im Sinne ihrer Nachhaltigkeitsphilosophie hat sich die SWSG dabei mit den drei Lebenszyklusphasen – Herstellung, Nutzung und Entsorgung – eines Gebäudes befasst und die jeweiligen Bauprodukte über alle Lebenszyklusphasen hinweg betrachtet. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf dem sinnvollen Ausgleich zwischen Wirtschaftlichkeit, Ökologie und der Wiederverwendbarkeit („Kreislauffähigkeit“) der Bauprodukte.
Um die einzelnen Bauelemente unter Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsaspekts besser einstufen zu können, wurden diese in der Gesamtbetrachtung mit alternativen Bauprodukten verglichen. Basis hierfür war eine umfangreiche Bewertungsmatrix mit physikalisch-chemischen Daten.
Recycling-Stahlbeton im Rohbau bevorzugt
Im Rohbau (Massivbau) verwendet die SWSG in der Regel Stahlbeton, Recycling-Stahlbeton, Kalksandstein und Ziegel. Die Untersuchung der einzelnen Bauprodukte hat ergeben, dass der klassische Stahlbeton aufgrund des hohen Ressourcenverbrauchs bei der Herstellung in der Gesamtbewertung am schlechtesten abschneidet. Allerdings kann aus statischen Gründen oftmals nicht auf diesen Baustoff verzichtet werden, weshalb der Recycling-Stahlbeton eine vertretbare Alternative darstellt, die bereits heute in den Bauausschreibungen als Ersatz für den konventionellen Stahlbeton abgefragt wird. Bei den Mauerwerkssteinen schneidet der Kalksandstein aufgrund einer höheren ökologischen Einstufung in der Nutzungsphase geringfügig besser ab als der Ziegel.
Ergebnisse der Fassadenanalyse bestätigten SWSG-Standards
Im Bereich der Fassade als Wärmedämmverbundsystem werden Steinwolle, EPS und Mineralschaumplatten als Bauelemente verwendet. Der Primärenergiebedarf bei der Herstellung mineralischer Steinwolle ist dabei um ein fünffaches höher als bei vergleichbaren organischen EPS-Dämmstoffen (Polysterol) und etwa zwanzigmal höher als bei Mineralschaumplatten. Da die Baustoffe beim Abbruch eines Gebäudes nicht sortenrein getrennt werden können, schneidet die Steinwolle auch in der
Entsorgungsbewertung am schlechtesten ab, sodass EPS und Mineralschaumplatten in der Gesamtbetrachtung annähernd gleichauf liegen. Die Ergebnissen bestätigen die bisherige Vorgehensweise der SWSG: Bereits in der Vergangenheit hat das Unternehmen primär auf EPS-Dämmstoffe gesetzt und wird diesen Standard beibehalten, da alternative Produkte in der Gesamtbetrachtung keine verbesserte Ökologie aufweisen und mit höheren Kosten verbunden sind.
Kaum nachweisbare Emission im Innenausbau
Verschiedene Vinylarten, Linoleum und Massivparkett, die als Bodenbeläge im Innenausbau zum Einsatz kommen, wurden im letzten Schritt ebenfalls bewertet. Grundsätzlich zeichnen sich alle Produkte durch eine hohe ökologische Qualität aus. Der Bodenbelag Vinyl – Top-SilenceDesign Gerfloor überzeugt durch eine kaum nachweisbare Emission zum Innenraum und eine hohe Reversibilität, da er ohne Kleber schwimmend verlegt wird sowie einfach und sortenrein ausgebaut werden kann. Eine partielle Reparatur ist ebenfalls möglich, sodass im Falle einer Beschädigung lediglich eine geringe Abfallmenge entsteht. Aufgrund der positiven Ergebnisse bleibt die SWSG auch hier ihrem bereits etablierten Standard treu.
Kalksandstein bei Außenwänden bewährt
Der Nachhaltigkeitsaspekt wirft im Hinblick auf die Baubranche immer mehr die Frage auf, inwiefern Holzelemente bisherige Materialien übertrifft und an welcher Stelle der Einsatz im dreidimensionalen Betrachtungsfeld zu bevorzugen ist. Die Analyse der Außenwände hat ergeben, dass die SWSG mit der bisherigen Verwendung von Kalksandstein bereits gut aufgestellt ist. Die Holzmassivwand bietet hinsichtlich der ökologischen Faktoren zwar deutliche Vorteile gegenüber den bisherigen Produkten, ist jedoch auch mit deutlich höheren Kosten verbunden. Um dem Spannungsfeld aus Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und dem sozialen Faktor der preisgünstigen Mieten gerecht zu werden, greift die SWSG auch in Zukunft auf Bewährtes zurück und prüft mögliche Ausnahmen intensiv und genau.
Guter Kompromiss bei Innenwänden
Dass die SWSG stets die optimale Balance zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten anstrebt, zeigt die Untersuchung der Innenwände: Hier schneidet die Holzmassivwand in der Herstellung zwar am besten ab, dennoch können Trockenbau- und Gipsdielenwände über den weiteren Lebenszyklus hinweg mithalten und im Hinblick auf die Investitionskosten zusätzlich punkten. Auch hier spielt der Grundsatz der sozialverträglichen Mietgestaltung eine große Rolle, weshalb sich die SWSG für einen akzeptablen Kompromiss entscheidet.
In der täglichen Praxis gilt es, die Bauprodukte auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse zu evaluieren und weitere Potenziale zu untersuchen. Entsprechend der Unternehmensgrundsätze sind oftmals Kompromisse notwendig, die die SWSG zuvor eingehend beleuchtet und gewissenhaft abwägt. Optimierungen sollen sich dabei zu keinem Zeitpunkt nachteilig für die Mieter*innen auswirken, dennoch prüft die SWSG mögliche Alternativen und strebt stets einen hohen Standard und eine kontinuierliche Weiterentwicklung ihrer Baustandards an. Insgesamt soll der Prozess der ökologischen Bewertung relevanter Baubereiche so verstetigt werden, dass dieser wissenschaftlich fundierte, kontinuierliche Bewertungsprozess dauerhaft etabliert wird.
Bauökologische Neubewertung und Fortschreibung der Standardbaubeschreibung
Mit dem Ziel, die Auswirkungen der verschiedenen Baustoffe auf Umwelt und Mensch so stark wie möglich zu minimieren, hat die SWSG neben der wissenschaftlichen Untersuchung der wesentlichen Konstruktionsarten auch die in ihrer Standardbaubeschreibung verwendeten Bauteile und Baustoffe bauökologisch überprüfen und neu bewerten lassen. In der Folge sieht die Baubeschreibung nun noch detailliertere Vorgaben zu Baustoffen und Bauteilen vor:
- Alle Außenputze und Fassadenbeschichtungen dürfen beispielsweise nur Biozide nach einer zertifizierten Richtlinie enthalten, um Belastungen der Umwelt durch Auswaschungen an den Fassadenbauteilen zu vermeiden bzw. soweit wie möglich zu reduzieren.
- Öle und Wachse auf Holzuntergründen müssen mit einem vorgegebenen GISCODE (Gefahrstoff-Informations-System-Code) versehen sein. Dabei handelt es sich um ein Kennzeichnungssystem, in dem Produkte mit vergleichbarer Gesundheitsgefährdung aufgeführt sind.
- Farbe und Lacke müssen grundsätzlich mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ gekennzeichnet sein. Korrosionsschutzanstriche müssen darüber hinaus wasserverdünnbar sein und festgesetzte Grenzwerte (VOC-Gehalt) einhalten.
- Werkseitige Beschichtungen auf Metallbauteilen, wie beispielsweise Geländern, müssen grundsätzlich frei von Blei-, Cadmium- und Chrom-VI-Verbindungen sein.
- Dichtungsmassen, Dichtstoffe von mechanisch belasteten Fugen und Klebstoffe für punkt- und linienförmige Verklebungen im Innenraum müssen frei von Chlorparaffinen, Lösemitteln und Weichmachern sein.
Unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit wurden und werden auch weiterhin vereinzelte Bauelemente Schritt für Schritt gegen nachhaltigere Produkte ausgetauscht und für alle Bauvorhaben in der Standard-Baubeschreibung der SWSG verbindlich festgelegt. Die Baubeschreibung wird dabei zyklisch immer wieder neu auf den Prüfstand gestellt und fortgeschrieben, um Veränderungen und Produktneuheiten stets aktuell berücksichtigen zu können. Dank der gewonnenen Erkenntnissen und der daraus abgeleiteten Maßnahmen leistet die SWSG bereits heute einen elementaren Beitrag zum ressourcenschonenden Bauen in der Landeshauptstadt.