Informationstafeln für die Ziegelklinge

Landesdenkmalamt und SWSG würdigen die Siedlung in Stuttgart-Heslach

Helmuth Caesar, Technischer Geschäftsführer der SWSG, Claus Wolf, Abteilungspräsident Landesamt für Denkmalpflege und Wolfgang Reimer, Regierungspräsident (von links).

Sie wird gerne als „kleine Schwester der Weißenhofsiedlung“ bezeichnet – nun erhält die Ziegelklinge in Heslach Informationstafeln, die Spaziergänger*innen auf Wissenswertes über die Historie und die Architektur des Kulturdenkmals aufmerksam macht. Heute wurden die Tafeln eingeweiht.  

Vor mehr als 90 Jahren wurde die Ziegelklinge – im Volksmund auch Hustenburg genannt – an einem Südhang zwischen Heslach und Kaltental erbaut. Die fünf dreigeschossigen Gebäuderiegel gehören heute der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH (SWSG) und wurden 2016 bis 2018 umfangreich und denkmalgerecht saniert. Mit den neuen Informationstafeln soll die Siedlung, die bisher noch als versteckter Schatz im Stuttgarter Baukulturerbe gilt, entsprechend gewürdigt werden. Eingeweiht wurde die Tafel am Donnerstag, 23. Juli 2020, von dem Stuttgarter Regierungspräsidenten Wolfgang Reimer, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Prof. Dr. Claus Wolf, und Helmuth Caesar, dem Technischen Geschäftsführer der SWSG.

„Innerhalb der fast zweieinhalbtausend Kulturdenkmale in Stuttgart ist die Siedlung Ziegelklinge etwas ganz Besonderes“, sagte Regierungspräsident Wolfgang Reimer bei der Veranstaltung. „Wenn man von der klassischen Moderne in Stuttgart hört, denkt man natürlich an die als UNESCO-Welterbe ausgezeichneten Corbusier-Häuser oder die Weißenhofsiedlung insgesamt, die architektonische Bedeutung der Ziegelklinge dagegen ist vielen unbekannt“, so Reimer weiter. Helmuth Caesar ergänzt: „Mit den Tafeln bringen wir der Öffentlichkeit ein weiteres Stuttgarter Baudenkmal der „Licht-, Luft und Sonne-Bewegung“ aus den 1920er Jahren näher und zeigen, was sich hinter den Fassaden an historisch fortschrittlichen Grundrissen verbirgt.“ Die Tafel macht Spaziergängerinnen und Spaziergänger ab sofort auf die Bedeutsamkeit der Siedlung aufmerksam und erläutert Wissenswertes zur Geschichte, Architektur und denkmalgerechten Sanierung.

Mit der Siedlung Ziegelklinge entstand im gleichen Jahr wie die weltberühmte Weißenhofsiedlung 1927 eine Anlage nach den Idealen des modernen Bauens. Die Siedlung am Sandweg und an der Sperlingstraße im Stuttgarter Süden verfolgte damals auch einen gesundheitspolitischen Aspekt. Ursprünglich war die Siedlung als Luftkurort für Tuberkulosekranke erbaut worden. Die damalige Landesversicherungsanstalt wollte den Erkrankten in den Häusern die Genesung im familiären Umfeld sowie Heimarbeit ermöglichen und damit die hohen Kosten der Krankenhausunterbringung sparen. Die Lage am Waldrand mit Fernblick und die Bauweise mit einem Krankenzimmer samt Dachterrasse sollten sich zudem positiv auf die Genesung der Erkrankten auswirken. Obwohl das Konzept nicht aufging und nur wenige Tuberkulosekranke in die Häuser zogen, gilt die Siedlung als Pilotprojekt der Krankenfürsorge.

 

Bildnachweis: Martin Hahn, Landesamt für Denkmalpflege

 

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